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Gedanken

In den folgenden Textpassagen wird der Versuch unternommen, sowohl persönliche Gedankenmodelle als auch individuelle Sichtweisen sowie Zugangsmethoden hinsichtlich des eigenen Denkens und Wirkens diskursiv zu erläutern.

"Wie wollen wir leben?"

 

Diese Wörter sollen, respektive diese Fragestellung soll in weiterer Folge die gedankliche Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen, politischen, sozialen, gestalterischen, architektonischen, städtebaulichen, ökologischen, ökonomischen sowie technischen Umständen initiieren.

Eine Antwort hierauf vermag höchst individuell ausfallen, wird dennoch von kultureller Prägung sowie von gesellschaftlichem Kontext beeinflusst. Pauschalität, Allgemeingültigkeit sowie Uniformität werden sich als Antwort im Hinblick dieser Fragestellung in einer freien von Demokratie und Pluralismus geprägten Gesellschaft kaum finden lassen. Zu divers und unterschiedlich sind die Individuen in den soeben beschriebenen Zivilisationen. Dennoch vereint uns alle die eingangs zitierte Formulierung respektive Angelegenheit, wie wir leben wollen. Eine Vielzahl an Berufsbildern beschäftigen sich mit dieser Thematik, welche im Zuge der wissenschaftlichen Auseinandersetzung nahrhaften Boden für ein enorm weites Spektrum an Professionen bietet. Durch weitergehendes Konkretisieren der Fragestellung, lässt sich der Kreis der am Diskurs teilhabenden Fachkompetenzen fortlaufend einschränken. Diese Verfahrensordnung lässt sich insoweit fortführen, sodass man von der anfänglichen Angelegenheit "Wie wollen wir leben?", über jene des "Wie wollen wir wohnen?", schließlich bei der finalen Fragestellung "Wie wollen wir bauen?" angelangt. Somit können diese drei kurzen Fragestellungen in ein hierarchisches System eingeordnet werden, wobei die nachstehenden Themenstellungen den darüberstehenden Themenpunkten als inhärent erachtet werden. Damit geht einher, dass sich ein fortschreitend kleiner werdender Kreis an Fachkompetenzen mit den immer spezifischeren Fragestellungen auseinandersetzt und hierzu einen - bestenfalls aktiv gelebten - Diskurs führt.

Hinsichtlich der Frage "Wie wollen wir bauen?", lässt sich der Fachkreis an kompetenten Akteurinnen und Akteuren bereits wesentlich einschränken. Personen aus Disziplinen des Städtebaus, der Ingenieurwissenschaften sowie der Architektur, bestimmen und leiten den gegenwärtigen Diskurs zu aktuellen Fragestellungen sowie zu den Herausforderungen unserer Zeit. Angesichts des immer stärker werdenden Bewusstseins und der fortschreitend prekärer werdenden Umstände im Hinblick auf den globalen Ressourcenverbrauch, die fortlaufend steigenden Schadstoffemissionen sowie ein scheinbar gänzlich von den natürlichen Grenzen entkoppeltes Wirtschaftsmodell, wird der initiierenden Fragestellung kontinuierlich prioritärer Stellenwert zugeschrieben.

Vermutlich befinden wir uns noch in der Situation, in welcher wir uns die Fragen - "wie wollen wir bauen, wohnen und leben" - stellen können respektive stellen dürfen. Mit gewisser Dringlichkeit und stetig anwachsendem Druck, müssen Antworten gefunden sowie Praktiken elaboriert werden, um eine stetig prekärer werdende Gesamtsituation zu vermeiden. Es ist somit Gebot der Zeit, mithilfe von gebündeltem Wissen und fokussierter Kompetenz, Lösungen auf die geschilderten Problemstellungen zu erarbeiten, sowie diese im Anschluss in die gelebte Praxis zu transformieren. Nur anhand eines solchen Diskurses werden wir in der Lage sein, es verhindern zu können, in jene Lebenssituationen respektive Lebensrealitäten zu schlittern, in welchen wir uns nur noch mit Fragestellungen - "wie sollen wir bauen, wohnen und leben" oder gar "wie müssen wir bauen, wohnen und leben" - auseinandersetzen, da uns das eigene Denken und Handeln an die Grenzen des Machbaren gebracht, des Weiteren den eigenen sowie den uns zur Verfügung stehenden Handlungsspielraum respektive den Korridor an möglichen sowie verantwortbaren Interventionen dermaßen eingeschränkt hat.

Aufgrund des erheblichen Anteils der Baubranche an globalen Ressourcenströmen respektive am globalen Ressourcenverbrauch, somit auch an den Energie- sowie Stoffflüssen als auch den Schadstoffemissionen, gilt es die am Bauprozess beteiligten Personen hinsichtlich dieser Thematiken zusehends zu sensibilisieren, um hieraus Potenzial zur Bewältigung der Problemstellungen zu generieren.

Aufgrund der persönlich getroffenen Entscheidung, den Schritt in das Architekturstudium zu gehen, somit mein zukünftiges Denken und Handeln der Architektur sowie deren Fachdiskurs zu widmen, wird in den hierauf folgenden Passagen verstärkt auf architektonische Belange eingegangen.

Die eingangs beschriebenen sowie im gegenwärtigen Diskurs vielfach präsenten Herausforderungen unserer Zeit, hinterlassen eine starke Prägung in der eigenen Haltung respektive in der mir immanenten Gesinnung. Fragestellungen hinsichtlich der Roh-/ Werk-/ und Baustoffgewinnung sowie derer Verarbeitung, der Bauteilherstellung, der Baustoffwahl, des materialgerechten Entwerfens/ Planens/ Konstruierens, der Bauteilfügung sowie Bauteilverbindung, der Montage sowie der Möglichkeit an zerstörungsfreier Demontage und Wiederverwendbarkeit am Ende der Nutzungszyklen jeweiliger Bauwerkskomponenten, der Nutzungsdauer, der Nutzungsvariabilität sowie den damit einhergehenden Auswirkungen auf unsere Umwelt und des uns zur Verfügung stehenden Ressourcenaufkommens, bestimmen meine Interessen hinsichtlich persönlicher Fortbildung und Weiterentwicklung.

Im Hinblick auf das konkrete Entwerfen respektive die konkrete Planung von Bauwerken liegt mir eine gesamtheitliche Betrachtungs-/ sowie Herangehensweise nahe. Anhand der Inklusion unterschiedlichster Expertisen sowie einer Synthese des aus den diversen Fachbereichen zur Verfügung stehenden Wissens, lassen sich im Idealfall umfassend resiliente Strukturen entwerfen, planen und bestenfalls auch realisieren. Hinsichtlich der Architektur, weiterführend anhand der vitruvianischen Trias „Firmitas, Utilitas, Venustas“ werden die wohl bedeutsamsten Begrifflichkeiten der Architekturtheorie ausformuliert. Deren Relevanz sehe ich in den vergangenen Jahrhunderten respektive zwei Jahrtausenden als nicht verloren gegangen an. Vielmehr spreche ich diesen und den damit assoziierten Aspekten nach wie vor ein hohes Maß an Gültigkeit zu. Bauwerke, welche die konstruktiven wie auch strukturellen Qualitäten zur angemessenen Bewältigung sowie Aufnahme diverser Nutzungsszenarien besitzen, welche sowohl gesellschaftliche als auch individuelle Bedürfnisse adäquat und zweckmäßig erfüllen und welche, auch wenn es sich hierbei um hoch individualisierte Belange handelt, in den Augen der Betrachterinnen und Betrachter formalästhetischen Gefallen finden, vermögen die grundlegendsten Anforderungen für ein langlebiges und beständiges Dasein erfüllen.

Mittels der soeben erwähnten Begriffe wird ein Spannungsfeld generiert, in welchem ich die zielführende Gestaltung und gedankenreiche Ausformulierung von Entwürfen verorte. In diesem Feld kumulieren Expertisen, Erfahrungen, Kenntnisse, Weltanschauungen und Prinzipien der jeweiligen am Prozess beteiligten Personen. Anhand der vorliegenden thematischen wie auch fachlichen Schnittpunkte, weiters gemeinsamen Schnittmengen, gilt es, von Konflikten geprägte Situationen zu bewältigen, das gegenwärtige Moment entstandener respektive erarbeiteter Synergien zu nutzen, sowie den Pfad wie auch das Voranschreiten des Entwurfs auszuloten. Hierbei trifft im Gestaltungsprozess eine Vielzahl an unbekannten dynamischen Einflüssen auf feste statische Bestandsgrößen. Dysbalancen können entstehen, welche über das Gelingen aber auch das Scheitern eines Entwurfs entscheiden.

Fundamentale Entscheidungen hinsichtlich der Konzeption von und der Beziehung zwischen Körper und Raum sind zu treffen. Unter Begrifflichkeiten wie jenen der Ordnung, der Systematik, der Klarheit, der Verständlichkeit, der Struktur, der Rationalität, der Proportion, der Rhythmik, der Disposition, der Symmetrie, der Dimensionierung sowie der Skalierung von Baukörpern, verstehe ich zentrale Bestandteile des geistigen sowie gedanklichen Werkzeugkastens planender wie auch gestaltender, am Entwurfsprozess beteiligter Personen. Ein bedeutsamer Anteil am Schaffungsprozess von Architektur wird folglich der Fähigkeit zugeschrieben, Materie in Form von Bauelementen in ein harmonisierendes Gesamtsystem, gezeichnet von klarer Ordnung und wechselseitiger Beziehung zu bringen. Architektur als Kunst, Architektur als Technik, Körper und Raum zu ordnen.

Im Kontext des Ordnens und des Organisierens von Strukturen sowie Räumlichkeiten, mitunter der darin integrierten Raumprogrammatik, kommt den Begriffen Organik respektive Organismus eine zentrale Rolle zu. Hierbei wird „organisch“ weder in vegetabilischer, animalischer noch in formalästhetischer Hinsicht verstanden. Vielmehr ist mit der Umsetzung dieses Begriffs eine logische, stringente, zweckmäßige sowie effiziente Verbindung der jeweiligen Raumprogramme zu verstehen.

Die weiterführende Teilung der Programmatik in zwei übergeordnete, sowohl zueinander in Kontrast stehender als auch zu gemeinsamer Synthese fähiger Kategorien, ist ein immer wiederkehrendes Motiv der jeweiligen Entwurfsprozesse. Die hieraus resultierenden Raumkategorien erster Ordnung, setzen sich einerseits aus dienenden Bereichen (engl.: servant spaces), andererseits aus bedienten Bereichen (engl.: served spaces) zusammen. Erstere sind von statisch festem Charakter sowie zentraler Disposition, Zweitere von dynamischer Flexibilität sowie dezentraler Variabilität geprägt. In diesem Zusammenhang und zur weiteren Bespielung sowie Ausgestaltung des Raumes, werden die Kriterien der Privatheit, der Halböffentlichkeit und der Öffentlichkeit, weiters den ihnen zugesprochenen Eigenschaften der Opazität, der Transluzenz und der Transparenz zusehends relevant. Für die Ausformulierung der jeweiligen Räumlichkeiten wie auch der Gestaltung der zwischen diesen befindlichen Übergangsbereichen, ist die Materialität respektive sind die sensorischen Qualitäten der raumbildenden Bauteile von zentraler Bedeutung. Der Informationsfluss zwischen Raum und Mensch, wie auch jener auf zwischenmenschlicher Ebene, wird maßgeblich von den visuellen, auditiven und taktilen Charakteristika dieser Elemente beeinflusst. Anhand dieses formalen sensorischen Instrumentariums werden den jeweiligen Bedürfnissen und Anforderungen entsprechend, adäquate Raumcharaktere generiert.

Vom innersten Mark des Bauwerks, dem Kern, ausgehend, in die peripheren Bereiche vordringend, findet das Gebäudevolumen in der Gebäudehülle dessen formalen gestalterischen Abschluss. Die Fassade trennt den einem Bauwerk inhärenten Organismus von der umliegenden Außenwelt. Als äußerste Hülle schmiegt sie sich an die Konstruktion, muss des Weiteren einer Vielzahl an technischen sowie bauphysikalischen Anforderungen wie auch formalästhetischen Ansprüchen gerecht werden. In metaphorischem Sinn steht diese, der ursprünglich dem Latein entstammenden Vokabel „facies“ entsprechend, für das Gesicht des Baukörpers und ist somit für dessen individuellen Charakter sowie dessen Erscheinungsbild von zentralster Bedeutung. Ein ikonischer Formalismus sowie ein ausgeprägter Wiedererkennungswert, schaffen prosperierende Bedingungen zur Bildung einer tiefgehenden emotionalen Verbindung zwischen dem Bauwerk und dessen Nutzerinnen und Nutzern. Eben jene, bereits zuvor erwähnte sensorische wie auch emotionale Bindung an die gebaute Umwelt, dient dem bewussten Umgang, der sensiblen Pflege sowie der damit einhergehenden Langlebigkeit und Beständigkeit von Bauwerken.

Der Dauerhaftigkeit gebauter Strukturen muss, aufgrund derer materialaufwändigen wie auch energieintensiven Herstellung und Nutzung, sukzessive primäre Bedeutung zugeschreiben werden. Hierin liegt die dringende Notwendigkeit, den entscheidenden Beitrag zum viel zitierten Begriff der Nachhaltigkeit zu leisten. Es sollte in unser aller Interesse sein, sowohl den gegenwärtigen Zivilisationen als auch den nachfolgenden Generationen die Grundlagen für ein würdiges selbstbestimmtes Leben, zudem auch die Rahmenbedingungen für eine erstrebenswerte Zukunft bieten zu können. Im Zuge dessen gilt es dem ressourcenschonenden, materialgerechten und baustoffeffizienten Einsatz, der uns zur Verfügung stehenden Ressourcen, Aufmerksamkeit zu schenken. Kenntnis über die dem jeweiligen Baustoff innewohnenden Charakteristika hinsichtlich dessen Einsatzmöglichkeiten ermöglichen es, konstruktive strukturelle Notwendigkeiten mit formalästhetischen Aspekten in Harmonie sowie Einklang zu bringen. Vor allem dem Baustoff Holz, sowie dessen gegenwärtige Fortentwicklung und verstärkte Implementierung im zeitgenössischen Baugeschehen, gilt mein persönliches wie auch leidenschaftliches Interesse. Dieser, uns von der Natur gegebener Baustoff bedarf keiner energieintensiven Herstellung respektive Produktion. Schätzen wir diese wie auch die vielen weiteren positiven sowohl technischen als auch sensorischen Eigenschaften des Materials und verhelfen diesem zu einer Renaissance im Bauwesen. In dessen zunehmender Verwendung liegt das Potenzial wie auch die Hoffnung, einen wertvollen Beitrag hinsichtlich der Realisierung zukunftsfähiger sowie resilienter Gebäude- und Stadtstrukturen leisten zu können. Eine Zukunft, in welcher die gebaute Umwelt anhand derer formalen Ausgestaltung auf die komplexen und vielschichtigen Bedürfnisse und Anforderungen der Gesellschaft reagiert, in welcher soziale, ökologische wie auch ökonomische Gerechtigkeit von zentraler Bedeutung ist. Architektur kann respektive muss ihren wertvollen Beitrag hierzu leisten.

Postskriptum: Dieser Text unterliegt einem Prozess des kontinuierlichen Überarbeitens respektive Editierens. Dies, zumal die individuelle Haltung im Hinblick auf die zuvor behandelten Thematiken im Zuge der Ausbildung, somit der stetigen Auseinandersetzung und Beschäftigung hinsichtlich jener Themenpunkte, fortdauernd Änderungen erfährt. Somit dürfen sowohl die Formulierungen als auch der eigene Standpunkt, metaphorisch ausgedrückt, nicht als "in Stein gemeißelt" oder als "in Beton gegossen" verstanden werden. Hingegen findet der Status dieses Textes in den Worten "in Holz geschnitzt" sowie "fortwährenden Abänderungen unterliegend" adäquaten Ausdruck.

Person

Name: Clemens Jobst

Adresse: Spaceship Earth | 1030 | Wien

Telefon: +43 664 1133712

E-Mail: clemensjobst95@gmail.com

Website: https://www.cjarchitektur.com

Ausbildung

2013 | Wimmergymnasium Oberschützen | Kommunikation und Projektmanagement

2019 | Technische Universität Wien | Bachelorstudium Architektur

2023 | Technische Universität Wien | Masterstudium Architektur (andauernd)

Fachliche Vertiefungen

Wahlseminar | Holzbau | Brandschutz im mehrgeschossigen Holzbau

Modul | Ressourceneffiziente Materialisierung | Holz- und Holzmischbauweise im urbanen Raum

Modul | Planungs- und Baumanagement

Interessen persönlicher Fortbildung

Regeneratives Bauen

Ökologieindexierung

Zirkuläres Bauen

 

Holzbau

 

BIM

Sprachkenntnisse

Deutsch (Muttersprache)

Englisch

Softwarekenntnisse

Archicad (primär genutztes Cad Programm | Zertifikat Grundkurs | Zertifikat Aufbaukurs)

Allplan (Zertifikat Grundkurs | Zertifikat Aufbaukurs)

Revit (Kenntnisse auf Basis der Lehrveranstaltungen | CAAD 1 | CAAD 2)

Autocad (Kenntnisse auf Basis der Lehrveranstaltungen | CAAD 1 | CAAD 2)

Adobe Creative Cloud (primär Indesign | sekundär Photoshop und Illustrator)

Microsoft Office

Anstellungen

08/2010 – 12/2013 | Kurverwaltung Bad Tatzmannsdorf

08/2010 | Gemeinde Bad Tatzmannsdorf

08/2011 | Gemeinde Bad Tatzmannsdorf

08/2012| Kurbad AG Bad Tatzmannsdorf

01/2014 – 06/2014 | ÖBH | GWD

09/2014 | Umweltdienst Burgenland GmbH

09/2015 | Umweltdienst Burgenland GmbH

09/2017 | OSG Oberwarter Siedlungsgenossenschaft | Abteilung Technik

Studiumsbegleitend | Fahrradkurier (andauernd)

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